Immer mehr Verkehrsunternehmen in Thüringen befassen sich mit E-Mobilität und anderen Antriebsmöglichkeiten wie Biomethan und Wasserstoff. Auch die Mitglieder von Bus & Bahn Thüringen e. V. sind dem Thema gegenüber aufgeschlossen und können teils auf umweltfreundliche Fahrzeuge in ihren Flotten blicken.
Nachhaltig mobil: In diesen Unternehmen sind E-Busse unterwegs
Ein Thema – unzählige Umsetzungsmöglichkeiten. Es ist spannend, zu sehen, wie sich die einzelnen BBT-Mitglieder mit E-Mobilität auseinandersetzen und jedes Unternehmen die für sich ideale Herangehensweise findet.
Wartburgmobil | Wartburgkreis
Das Verkehrsunternehmen Wartburgmobil im Wartburgkreis ist stolz auf vier E-Busse der Marke “Ebusco”, die im Stadtverkehr von Eisenach und Bad Salzungen zum Einsatz kommen. Außerdem fahren zwei Hybridbusse von “Scania” im Regionalverkehr von Eisenach und Geisa. Damit sind rund 5,4 % der Gesamtflotte von Wartburgmobil alternativ angetrieben.
MBB | Landkreis Schmalkalden-Meiningen
Auch die MBB im Landkreis Schmalkalden-Meiningen setzt auf Strom im ÖPNV und hat nach einer mehrmonatigen Testphase zwei E-Busse vom Modell “Ikarus 120e” mit je 34 Sitzplätzen angeschafft. Besonders stolz ist die MBB auf ein leistungsstarkes 70 kW-Ladegerät mit zwei Anschlüssen. Dieses lädt die Busse innerhalb von vier Stunden vollständig auf. Sechs weitere durch Strom betriebene Fahrzeuge und ein zusätzliches Ladegerät sollen ab Herbst 2025 den Fuhrpark erweitern. Damit steigt der Anteil der E-Busse im Fuhrpark von derzeit 2,66 % auf 10,66 %.
ℹ️ Gut zu wissen: Ein umfassender Vergleich der MBB hat ergeben, dass ein E-Bus pro gefahrenen Kilometer 10 bis 12 Cent weniger kostet als das Diesel-Pendant.

SNG | Suhl/Zella-Mehlis
Drei E-Busse der Marke “Solaris” mit je 70 Sitz- und Stehplätzen sind derzeit für die SNG unterwegs und fahren in Suhl, Zella-Mehlis und sogar über den Rennsteig bis Gräfenroda. Sie machen etwa 10 % der SNG-Flotte aus. Bis 2026 sollen drei weitere Busse mit E-Antrieb folgen, um den Fuhrpark der Städtischen Nahverkehrsgesellschaft mbH Suhl/Zella-Mehlis deutlich zu verjüngen sowie umweltfreundlicher zu machen.
ℹ️ Gut zu wissen: 2023 haben die Busse der SNG insgesamt 1.426.283 km zurückgelegt. 177.997 km davon entfallen auf die drei vorhandenen E-Busse. Seit Anschaffung der E-Busse sind diese bereits 607.903 km im Einsatz gewesen.
IOV | Ilm-Kreis
Im Ilm-Kreis begeistert sich die IOV nicht nur für E-Mobilität, sondern hat direkt das Thema autonomes Fahren aufgegriffen. Zwischen dem Hauptbahnhof und der TU Ilmenau pendeln seit 2022 zwei Kleinbusse vom Typ “EasyMile EZ10 Generation 3”, genannt CAMIL, mit Platz für sechs Fahrgäste. Das Projekt für hochautomatisiertes Fahren ist das erste seiner Art in Thüringen und dient neben der Personenbeförderung auch der Forschung.
ℹ️ Gut zu wissen: Hier erfahren Sie mehr zu CAMIL.
Voraussetzungen für E-Mobilität müssen geschaffen werden
Ein E-Bus allein macht natürlich noch keine Verkehrswende aus. Damit die Thüringer Busunternehmen Schritt für Schritt auf eine nachhaltigere Mobilität umsteigen können, mussten im Vorfeld entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden. Neben Ladesäulen auf den Betriebshöfen und mobilen Ladegeräten zählen hierzu auch Hochvolt-Anschlüsse, Photovoltaikanlagen, neue Anforderungen an die Werkstätten sowie die Erweiterung der Brandmeldeanlagen.
Nicht zuletzt musste auch das Personal der Unternehmen geschult werden – und zwar sowohl hinterm Lenkrad als auch in den Werkstätten. Wie verhält sich ein E-Bus mit Batterien auf dem Dach und am Heck in einer Kurve? Was gilt es beim Arbeiten an Hochvolt-Systemen zu beachten? Wie repariere ich einen E-Bus? All diese und viele weitere Fragen wurden im Rahmen umfassender Weiterbildungen beantwortet.
Hohe Anschaffungskosten und gesetzliche Vorgaben
Seit Mai 2022 gilt auch in Thüringen das Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge als konkrete Umsetzung der EU-Richtlinie „Clean Vehicle Directive“. Das Gesetz verpflichtet ÖPNV-Unternehmen dazu, dass nur noch 55 % der neu beschafften Busse einen Dieselmotor haben dürfen. Die restlichen 45 % müssen emissionsarm beziehungsweise emissionsfrei sein.
Auch wenn die Entwicklung hin zu umweltfreundlicheren kommunalen Fuhrparks zu begrüßen ist, stellt sie die Verkehrsunternehmen vor große Herausforderungen. Denn obwohl E-Busse aktuell zu 60 % finanziell gefördert werden, ist der Eigenanteil für die Betriebe trotzdem weiterhin hoch. Hinzu kommen zusätzliche Kosten für Ladesäulen, PV-Anlagen, professionalisiertes Personal und mehr. Ohne Fördermittelzusage ist der Kauf neuer Busse schlichtweg unmöglich.
ℹ️ Gut zu wissen: Die Anschaffung eines neuen E-Busses dauert vom Antrag auf Förderung über die Zustimmung der Fördermittel bis hin zur Auslieferung des Fahrzeuges rund ein Jahr. Ein E-Bus mit 18 Metern Länge kostet etwa 750.000 Euro.
E-Mobilität auf Thüringer Straßen ist längst keine Ausnahme mehr, sondern wird mehr und mehr zum Normalzustand. Auch im ÖPNV ist ein Wandel erkennbar und zu begrüßen.
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