Die Verkehrsunternehmen in Thüringen stehen vor einer massiven Herausforderung: Der akute Mangel an qualifiziertem Fahrpersonal. Trotz intensiver Bemühungen bleibt die Suche nach geeigneten Fahrern schwierig. In diesem Artikel beleuchten wir die Problematik des Fahrermangels und die ergriffenen Maßnahmen der Unternehmen, um dieser Herausforderung zu begegnen.
Der Fahrermangel im öffentlichen Nahverkehr
In der Diskussion über die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs wird oft eine zentrale Tatsache übersehen: Ohne qualifizierte Fahrerinnen und Fahrer bleiben Busse und Bahnen stehen. Dieser Mangel an Fahrpersonal betrifft nicht nur Thüringen, sondern ganz Deutschland. Die Konsequenzen sind weitreichend und erfordern dringende Lösungen. Fahrermangel führt zu reduzierten Fahrplänen, weniger Verbindungen und einer allgemein geringeren Servicequalität.
Der dramatische Markt für Berufskraftfahrer
Bert Hamm, Vorsitzender von Bus & Bahn Thüringen und Geschäftsführer der KomBus GmbH in Ostthüringen, beschreibt die Situation als alarmierend: „Der Markt an Berufskraftfahrern ist wie leergefegt.“ Die KomBus-Gruppe hat auf diese Herausforderung reagiert, indem sie eine eigene Aus- und Weiterbildungs GmbH gründete. Hier stehen die duale Berufsausbildung und die praktische Fahrausbildung im Fokus. Besonders Quereinsteiger aus verwandten Berufen werden gezielt zu Busfahrern qualifiziert. Eine enge Kooperation mit der Arbeitsagentur soll helfen, geeignete Bewerber zu finden und zu qualifizieren. Doch diese werden immer weniger.
Innovative Ausbildungsmodelle und bürokratische Hürden
Ein weiteres Beispiel für innovative Ansätze gegen den Fahrermangel bietet der Wartburgkreis. Hier wurde 2020 eine Behördenfahrschule gegründet, die von Wartburgmobil betrieben wird. Stephan Kachel, Leiter der Fahrschule, kritisiert jedoch den zeitraubenden bürokratischen Aufwand, der die Qualifizierung von Bewerbern mit Vorkenntnissen verzögert. So muss ein Mechaniker, der zum Busfahrer umschulen möchte, Ausbildungsteile wiederholen, die er bereits früher absolviert hat. Diese bürokratischen Hürden stellen ein bedeutendes Hindernis dar, das es zu überwinden gilt, um den Prozess der Fahrerqualifizierung effizienter zu gestalten.
Erfolgsgeschichten: Schnelle Qualifikation und Integration
Trotz der Hürden gibt es auch Erfolgsgeschichten. Erik Haun, ein ehemaliger LKW-Fahrer, wurde von der IOV Omnibusverkehr GmbH Ilmenau fest angestellt. Er absolvierte seine Grundqualifikation zum Busfahrer innerhalb von drei Monaten bei der Verkehrsausbildung Eichhorn VAE GmbH in Zella-Mehlis. Die Kosten übernahm die IOV, und Erik Haun fährt nun erfolgreich einen Linienbus. Diese Beispiele zeigen, dass eine schnelle Qualifikation und Integration möglich ist, wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.
Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung von Fahrern
Die Verkehrsunternehmen lassen nichts unversucht, um geeignetes Fahrpersonal zu finden. Sie bieten Festanstellungen, Tariflöhne und weitere Leistungen. Zudem wird der wohnortnahe Einsatz als Busfahrer ermöglicht, um die Attraktivität der Stellen zu erhöhen. Flexiblere Arbeitszeitmodelle und zusätzliche Sozialleistungen könnten ebenfalls dazu beitragen, die Attraktivität des Berufs zu steigern.
Strategien zur Bekämpfung des Fahrermangels
- Steigerung der Attraktivität des Berufs: Durch bessere Bezahlung, zusätzliche Sozialleistungen und flexiblere Arbeitszeiten können mehr Menschen für den Beruf des Busfahrers gewonnen werden.
- Förderung der Ausbildung: Investitionen in Ausbildungsprogramme und die Unterstützung von Quereinsteigern sind entscheidend. Die Einrichtung von Ausbildungszentren und Kooperationen mit lokalen Bildungseinrichtungen könnte die Qualifikation von Fahrern verbessern.
- Bürokratische Hürden abbauen: Die Vereinfachung der Umschulungsprozesse und der Abbau von Bürokratie sind notwendig, um den Einstieg in den Beruf zu erleichtern.
- Nutzung moderner Technologien: Der Einsatz von Fahrsimulatoren und E-Learning-Plattformen kann die Ausbildung effizienter gestalten und die praktische Fahrausbildung ergänzen.
Fazit: Ein langer Weg zur Lösung
Der Mangel an qualifiziertem Fahrpersonal bleibt eine zentrale Herausforderung für den öffentlichen Nahverkehr in Thüringen. Trotz gezielter Rekrutierungskampagnen und Schulungsprogramme sind die Erfolge bisher begrenzt. Diese Situation führt nicht nur zu Engpässen im Fahrbetrieb, sondern beeinträchtigt auch die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der Verbindungen. Um den Beruf des Fahrpersonals attraktiver zu gestalten, bieten Verkehrsunternehmen attraktive Gehaltsstrukturen, flexible Arbeitszeitmodelle und zusätzliche Sozialleistungen an.
Zudem sind bürokratische Hürden, insbesondere bei der Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen, ein Hindernis. Durch eine Vereinfachung und Beschleunigung dieser Prozesse könnte der Zugang zu dringend benötigten Fachkräften aus dem Ausland erleichtert werden. Eine engere Zusammenarbeit mit Ausbildungsinstitutionen sowie die Einführung von Ausbildungsprogrammen direkt bei den Unternehmen könnten ebenfalls helfen, den Fahrermangel langfristig zu bewältigen. Nur durch eine ganzheitliche und innovative Herangehensweise kann der öffentliche Nahverkehr in Thüringen zukunftsfähig gemacht werden.
Mehr Informationen zum Thema Aus- & Weiterbildung finden auf unserer Website von Bus & Bahn Thüringen: www.bus-bahn-thueringen.de/ueberuns/aus-_weiterbildung
0 Kommentare